Samstag, 22. September 2012

Das Gesicht hinter dem Vorhang

Das Gesicht hinter dem Vorhang
Jeden Abend ging ich diese dunkle Straße entlang, wo die Geschäfte schon längst geschlossen hatten. So hatte ich noch etwas Zeit, bevor ich nach Hause ging, um meinen Kopf von der Arbeit frei zu halten. Heute Abend regnete es besonders heftig. Ich lief schon fast an den Scheiben der Geschäfte vorbei um nicht noch nasser zu werden. Ein paar Meter vor mir, standen einige Menschen herum und schauten sich interessiert etwas an. Ich wurde neugierig und meine Schritte wurden noch schneller bis auch ich dort ankam. Es war unfassbar hinter einem Vorhang war dieses schöne Gesicht, es war mein Gesicht. Die Menschen drehten sich herum und schauten mich erstaunt an. Ich konnte mir nicht erklären, wie mein Gesicht dahin kam. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen genau dasselbe wie ich dachten. Ich bekam Angst und lief so schnell ich konnte.

Berlin, den 22.09.2012



Montag, 3. September 2012

Meine Großmutter


Meine Großmutter
Es war schon lange her, dass ich meinen alten Familienalbum in der Hand hatte. Ich mochte die alten Fotos. Sie erzählten ihre eigene Geschichten und  hielten immer diesen besonderen Moment fest, was mich besonders entzückte. Heute hielt ich das Album meiner Großmutter in der Hand. Sie war schon etwas besonderes, mal lieb, mal mürrisch aber wundervoll. Ich hatte viel Zeit bei ihr verbracht und wurde immer zur Hausarbeit verdonnert, was mir all die Jahre sehr gut tat.
Ich erinnere mich an diesem besonderen Tag, wo die heimische Zeitung die diesjährige "Gänseblumenkönigin" suchte. Jede Frau und jedes Mädchen sollte ihre schönste Handarbeit auf dem großen Dorfplatz präsentieren. Das Schönste sollte der Eigentümerin den Titel einbringen. Ich bettelte meine Großmutter an. Sie sollte die schöne gestickte Tischdecke, aus ihrer Mädchenzeit, präsentieren. Meine Großmutter war nicht begeistert und konnte mir dennoch nichts abschlagen.
Sie wurde die Gänseblumenkönigin und so sah sie aus.

Berlin, den 03.09.2012

Tante Minerva

Tante Minerva
Als Kind hörte ich immer diese Geschichten von Tante Minerva, die im fernen Berlin wohnte. Meine Mutter erzählte, wie sie ihr Leben, im Krieg, als Krankenschwester in der Weite lebte. Sie hatte nie geheiratet, denn sie widmete ihre Aufmerksamkeit für die Verletzten. Nun weilte sie nicht mehr unter uns. Ich sollte ihren Nachlass verwalten. In Berlin angekommen erlebte ich nun dieses Gefühl aus den Briefen. Alte Bauten,  aber leider vom Krieg geschädigte Häuser, viele Kinder auf der Straße. Ihr kleines Haus befand sich in einer schmalen Straße und war vom Krieg verschont worden. Der Vorgarten war gepflegt. Viele bunte Blumen und Pflanzen hatten hier ihren Platz gefunden. Das Bild erfrischte mich und trübte das Bild von vorhin. Das Haus war nicht sehr groß. Viele Blumenranken verkleideten die Fassade. Ein paar Stufen führten zur Tür. Ich war sehr aufgeregt. Als erstes fiel mir diese Bild auf dem Vertigo auf. Es zeigte meine Tante Minerva mit dem schwarzen Hut und der Rüschenbluse. Sie sah genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Berlin, den 02.09.2012